Medizin & Wissenschaft

Laxantienabusus versus der chronischen Einnahme von Laxantien

Lesezeit: 2 Minuten Quelle: MEDMIX Online

Die chronische Einnahme von Laxantien, die auch aus medizinischen Gründen erfolgen kann, darf man nicht mit einem Laxantienabusus gleichstellen.

Unter dem Strich ist die Gleichstellung von Laxantienabusus mit chronischem Gebrauch von Laxantien nicht gerechtfertigt. Ein Laxan­tienabusus liegt vor, wenn Laxantien trotz fehlender Indikation – einer Verstopfung bzw. Obstipation – eingesetzt werden bzw. wenn sie bei bestehender Indikation in Überdosierung eingesetzt werden. Laxantien können – wie alle anderen Arzneimittel auch – missbraucht werden. Im Gegensatz zu anderen Arzneimitteln kann der Missbrauch jedoch sehr leicht anhand der resultierenden Diarrhoe festgestellt werden.

Einsatz von Laxantien bei jüngeren Frauen als Mittel zur Gewichtsabnahme

Bewusster Laxantienabusus muss von einem eher unabsichtlichen Fehlgebrauch bei Verstopfung oder Obstipation unterschieden werden. Ein Fehlgebrauch basiert häufig auf einem mangelnden Verständnis der normalen Darmfunktion und der individuellen Varianzbreite der Stuhlgewohnheiten. Bei diesem Personenkreis ist Aufklärung hilfreich.

Bei einem eigentlichen Laxantienabusus ist der primäre Zweck der Einnahme von Laxantienen nicht Behebung einer – meist gar nicht vorhandenen – Obstipation. Er wird daher im allgemeinen nicht von psychisch gesunden obstipierten Personen betrieben.

Ein Laxantienabusus ist häufig bei jüngeren Frauen festzustellen, die das Laxans als Mittel zur Gewichtsabnahme ansehen (was es nicht leistet) bzw. bei Personen mit psychischen Problemen und Eßstörungen, die sich als Anorexia nervosa bzw. Bulimia nervosa manifestieren.

Laxantienabusus bei psychischen Störungen

Schließlich gibt es noch eine Gruppe von Patienten mit psychischen Störungen, die mit Hilfe von Abführmitteln eine schwere chronische Diarrhoe induzieren, um Aufmerksamkeit und Zuwendung zu erregen. Diese nehmen über Jahre Krankenhauseinweisungen, aufwendige Diagnostiken und Operationen auf sich.

In allen Fällen, die mit psychischen Problemen verbunden sind, erfolgt die Laxantien-Einnahme heimlich, es werden extreme Überdosen (bis zum 100fachen der Tagesdosierung) eingenommen und die Patienten sind gegenüber Aufklärung uneinsichtig. Häufig werden auch andere Arzneimittel (Diuretika) zusätzlich missbraucht. Generell können alle Abführmittel missbraucht werden.

Der Personenkreis mit absichtlichem Missbrauch bevorzugt jedoch im allgemeinen Darreichungsformen wie kleine Tabletten oder Tropfen, die diskret in großen Mengen eingenommen werden können. In Einzelfällen wurde schwerwiegender Mißbrauch mit sorbithaltigen Kaugummis betrieben. Trotz extremen Missbrauchs dauert es oft Jahre, bis auffällige Krankheitszustände erreicht werden.

Laxantienabusus selten

Ein Teufelskreis etabliert sich vorwiegend bei den Laxantien-Abusern, die gleichzeitig ihre Nahrungsaufnahme stark einschränken. Beziehungsweise die ihre Nahrung und Flüssigkeit mittels Durchfall und Erbrechen dem Körper wieder entziehen.

Hier ist ein Ersatz des mit der Diarrhoe verbundenen Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes durch die Nahrung bzw. Flüssigkeitsaufnahme nicht ausreichend möglich. Es kann zur Hypokaliämie, einem sekundären Hyperaldosteronismus mit der Folge einer »Gewöhnung« (Abnahme des laxativen Effektes durch hormonelle Gegenregulation) und Erhöhung der Dosis, Herzrhythmusstörungen und Nierenversagen kommen.

Dies sind jedoch – angesichts der großen Anzahl von normalen ­Laxantien­-Anwendern in der Bevölkerung – seltene und extreme Ausnahmefälle, die nichts mit einem therapeu­tischen Einsatz von Laxantien bei ­Obstipation bzw. Verstopfung zu tun haben.


Literatur:

Roerig JL1, Steffen KJ, Mitchell JE, Zunker C. Laxative abuse: epidemiology, diagnosis and management. Drugs. 2010 Aug 20;70(12):1487-503. doi: 10.2165/11898640-000000000-00000.


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